Als sich am späten Samstagvormittag mehrere Zehntausend Menschen rund um den Düsseldorfer Hauptbahnhof versammelten, um an der Großdemo gegen die AfD und für Demokratie mit ihren vielfältigen, selbstgemalten Plakaten teilzunehmen, waren sowohl viele Mitarbeiter:innen und Klient:innen der In der Gemeinde leben gGmbH (IGL) als auch die Geschäftsführer Tobias Lamers und Andreas Diederichs ganz vorne mit dabei.
„Für uns als IGL ist es selbstverständlich, gegen rechtes Gedankengut und Antidemokraten aufzustehen“, sagt Andreas Diederichs. „Allein schon deswegen, weil unsere Identität christlich und humanistisch fundamentiert ist und wir es gewohnt sind, tagtäglich gegen Ausgrenzung anzukämpfen.“ „Für uns“ betont Tobias Lamers, „stand es daher außer Frage, dass wir uns als Geschäftsführung an der Großkundgebung gegen Rechtsextremismus in Düsseldorf beteiligen und unsere Klient:innen und Mitarbeitenden aktiv dazu aufrufen, es uns gleich zu tun.“
Rund 65.000 Menschen waren diesem und den zahlreichen Aufrufen der Veranstalter:innen sowie diverser Düsseldorfer Vereinen wie der Fortuna gefolgt, um sich in den etwa ein Kilometer langen Demonstrationszug Richtung Rheinwiesen einzureihen. Begleitet wurden die Demonstrierenden dabei von drei Lautsprecherwagen, aus deren Boxen Redebeiträge und Musik hallten. So kamen unterschiedliche Kulturschaffende wie der Vorstand des Zakks zu Wort und auch der unter anderem für seine Fortuna-Hymne berühmte Düsseldorfer Rapper JayJay ließ es sich nicht nehmen, unter dem Motto „Offbeat statt Gleichschritt“ auf der mobilen Bühne der Kulturinitiative Rock gegen Rechts e.V. live aufzutreten.
Aber auch das Thema Inklusion wurde angesprochen – und fand aufmerksame Zuhörer:innen. Aus gutem Grund. Denn ein weiteres Erstarken der AfD hätte zur Folge, dass alles, was in den letzten Jahrzehnten erreicht wurde, um Menschen mit Behinderungen die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, zu Nichte gemacht werden würde. Katja Bieker, Mitarbeiterin der IGL im Ambulant Betreuten Wohnen, zeichnete in ihrem Redebetrag ein düsteres Szenario für den sozialen Bereich und insbesondere für die Eingliederungshilfe: „Wenn es nach der AFD ginge, würden diese Menschen aus- und weggeschlossen werden. Die AfD möchte unser Bildungssystem von sogenannten ‚Ideologieprojekten‘ wie der Inklusion befreien. So steht es in ihrem Wahlprogramm.“
Und nicht nur das: In einer Kleinen Anfrage im Bundestag wollte die AfD wissen, wie viele behinderte Menschen es in Deutschland gibt und welche Rolle Eheschließungen unter Migrantinnen und Migranten dabei spielen. „Die Art der Fragestellung erweckt den Eindruck, dass die meisten Behinderungen durch Inzest unter Menschen mit Migrationshintergrund entstünden. Das ist nicht nur faktisch falsch, sondern zeigt auch, in welch perfider Weise die AfD Menschenleben abwertet.“ fügte Bieker hinzu und dankte allen Kolleginnen und Kollegen, die an diesem Samstag auch für und mit den Klient:innen der IGL vor Ort waren und sich darüber hinaus tagtäglich dafür einsetzen, dass ihre Rechte gewahrt und erhalten werden.
Mit diesen Worten erreichten nun auch das letzte Drittel der Demonstrierenden die Rheinkniebrücke, die den Blick auf die Oberkasseler Rheinwiesen preisgab. Doch von Wiese und Gras war dort wenig zu sehen. Etwa 100.000 Menschen bevölkerten das Gelände und färbten die riesige Freifläche bunt, um der Abschlusskundgebung beizuwohnen, bei der unter anderem die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur, Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller sowie der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel sprachen. Den musikalischen Abschluss fand die Veranstaltung mit einem spontanen Auftritt der Düsseldorfer Band „Die Broilers“.
„Es war toll zu sehen, dass sich hier und heute so ein breites Bündnis aus der Mitte der Stadtgesellschaft zusammengefunden hat, um zu zeigen, dass Rassismus, Spaltung und Fanatismus keine Alternative sind – erst recht nicht in einer weltoffenen und von Vielfalt geprägten Stadt wie Düsseldorf.“ fasste Diederichs den Demonstrationstag zusammen, der allen Beteiligten sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.