Am Samstag, den 23. August 2025, verwandelte sich die Ballonwiese im Düsseldorfer Volksgarten wieder in einen Ort der Vielfalt und Solidarität: Bei bestem Festivalwetter setzten mehrere Tausend Besucher:innen über den gesamten Veranstaltungstag hinweg bei dem Umsonst-und-draußen Festival unter freiem Himmel ein lautstarkes Ausrufezeichen gegen Rassismus und gegen rechte Hetze. Auch zahlreiche Mitarbeiter:innen und Klient:innen der IGL waren vor Ort und haben das Festival in vollen Zügen genossen.

 

„Rock 'n' Roll will always be antifascism!"
Flávia Couri, The Courettes

Spätestens als Jaya the Cat gegen 0 Uhr auf der hell beleuchteten Ballonwiese mit ihrer Zugabe „Here Come the Drums“ das letzte musikalische Statement des Abends gesetzt hatten, war klar, dass sich der Aufwand des ehrenamtlich arbeitenden Organisationsteams einmal mehr gelohnt hatte.
Hinter den Besucher:innen lag zu diesem Zeitpunkt ein musikalisches und interkulturelles Programm, das sich gewaschen hatte: Nach der Eröffnung durch den aus dem Ruhrgebiet stammenden Singer-Songwriter Martin Marzipano stand das interkulturelle Musikprojekt Words Beyond Borders (WBB Crew) auf der Open-Air-Bühne im Volksgarten. Danach traten mit Düsseldorfer Indierock-Band Angelic in Jeans eine der aufregendsten Newcomer:innen der vergangenen Jahre im Volksgarten auf, ehe die aus NRW stammenden Punk-Band pogendroblem, die Berliner Rapperin Antifuchs und das brasilianisch-dänische Duo The Courettes die Ballonwiese endgültig zum Beben brachten. „Rock ’n‘ Roll will always be antifascism“, brachte Sängerin Flávia das politische Anliegen des Festivals auf den Punkt.

„Geht wählen! Wem auch immer ihr am Ende eure Stimme gebt, wählt eine Partei, die Menschenrechte für alle will."
Nicole von STAY!

Dass die Musikfans bei Rock gegen Rechts nicht nur lautstark feiern, sondern in den richtigen Momenten auch leise sein und zuhören können, wurde unter anderem klar, als eine Vertreterin der Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative STAY! e.V. auf die Situation vor Krieg und Verfolgung geflüchteter Menschen in der Landeshauptstadt aufmerksam machte: „Die aktuelle politische Entwicklung wirkt sich derzeit massiv auf unsere Arbeit aus“, berichtete Nicole von STAY! aus ihrem Beratungsalltag. „Wir haben in unserer Beratung jeden Tag mit Geflüchteten zu tun, die zum Teil erschütternde Erfahrungen hinter sich haben und gegen die ja schon lange Stimmung gemacht wird. In den letzten Monaten aber hat die rassistische Hetze, von der auch unsere Klient:innen betroffen sind, massiv zugenommen.“ Ihr eindringlicher Appell daher mit Blick auf die in drei Wochen anstehende Kommunalwahl: „Geht wählen! Wem auch immer ihr am Ende eure Stimme gebt, wählt eine Partei, die Menschenrechte für alle will und nicht nur für die, die das Glück haben, im Besitz eines deutschen Passes zu sein.“

"Das barrierefreie Konzept finde ich genial. Das sollte man bei viel mehr Konzerten anbieten."
Heiko Schwarz, langjähriger Klient der IGL und Rollstuhlfahrer

Und damit traf sie den Nerv der aufmerksamen Zuhörer:innen auf der Ballonwiese. Mehr denn je stand die Veranstaltung im Volksgarten neben einer unmissverständlichen Botschaft für Toleranz und gegen Ausgrenzung im Zeichen von Barrierefreiheit und Inklusion. Ein Ansatz, der sich unter anderem daran zeigte, dass das Festivalgelände – im Rahmen der baulichen Gegebenheiten – mobilitätseingeschränkten Menschen einen rollstuhlgerechten Zugang ermöglichte.
So gewährte erstmals in der zwölfjährigen Festivalgeschichte ein Rollstuhlpodest auch mobilitätseingeschränkten Menschen bestmöglichen Blick auf das Bühnengeschehen. Eine Assistenz-Crew war im Einsatz, um Menschen mit Einschränkungen vor Ort zu unterstützen. Alle relevanten Informationen wurden auch in Leichter Sprache zur Verfügung gestellt. Ebenfalls ein Novum: Die professionelle Gebärdendolmetscherin Linda Münch aus Düsseldorf übersetzte das Bühnenprogramm in Echtzeit in Deutsche Gebärdensprache (DGS). Induktionsschleifen für Hörgeräte machten das Programm für Menschen mit Hörbehinderung zugänglich.

Heiko Schwarz, langjähriger Klient der IGL und Rollstuhlfahrer, war begeistert: „Das barrierefreie Konzept finde ich genial. Das sollte man bei viel mehr Konzerten anbieten.“

"Solange es Festivals gegen Rassismus und Ausgrenzung braucht, machen wir weiter!“
Rock gegen Rechts e.V.

Aber Rock gegen Rechts kann nicht nur Musik und Inklusion, sondern versteht sich seit seinen Anfängen auch als Ort der Begegnung und des politischen Austauschs: An rund 30 Infoständen hatten Besucher:innen die Möglichkeit, sich über die ehrenamtliche, soziale und politische Arbeit von Initiativen, Parteien, Gewerkschaften und Vereinen zu informieren.
Mit dabei waren neben STAY! unter anderem amnesty international, ver.di, die Düsseldorfer Drogenhilfe e.V., das zakk, das selbstverwaltete Jugend- und Kulturzentrum Haus Spilles, die gemeinnützige Kampagne Kein Bock auf Nazis sowie mehr als 20 weitere Initiativen und Vereine, die sich in ihrer täglichen Arbeit dem Kampf für Toleranz und gesellschaftliche Teilhabe verschrieben haben.

Der große Zuspruch und die positive Resonanz geben dem Organisationsteam schon jetzt viel Energie für die nächste Auflage des Festivals im Sommer 2026. „Nach dem Festival ist vor dem Festival“, sagt Katja Bieker, 2. Vorsitzende des Vereins Rock gegen Rechts Düsseldorf. „Das Feedback der Musiker:innen und Besucher:innen gibt uns eine Menge Rückenwind für nächstes Jahr. Und die nächste Ausgabe wird es auf jeden Fall geben – denn solange es Festivals gegen Rassismus und Ausgrenzung braucht, machen wir weiter!“

 

Foto und Video: Benjamin Löhr