Eigentlich sollte es ein entspannter Nachmittag mit Bastelspaß und Kinderlachen am Bauwagen des Inklusiven Nachbarschaftsgartens „Gemeinsam wachsen“ werden. Silvia Käfer, langjährige Klientin der In der Gemeinde leben gGmbH (kurz: IGL), war gerade am Bauwagen eingetroffen, um ein Kreativangebot für Kinder durchzuführen. Doch das geplante Bastelprogramm musste warten – denn plötzlich stand eine aufgeregte Kindergruppe vor ihr, die um Hilfe bat: Sie hatten einen verletzten Vogel gefunden.
Bei dem Tier handelte es sich vermutlich um einen jungen Halsbandsittich – eine Papageienart, die eigentlich in tropischen Regionen beheimatet ist, sich aber seit Jahren erfolgreich in Städten wie Düsseldorf angesiedelt hat. Der grüngefiederte Vogel wirkte benommen, konnte nicht fliegen und hatte einen derangierten Schnabel. Schnell war klar: Das Tier brauchte dringend Hilfe.
Ohne zu zögern eilte das Team der Jugend- und Nachbarschaftseinrichtung herbei, um zu helfen. Mitarbeitende organisierten einen Schuhkarton, den Silvia Käfer vorsichtig mit Luftlöchern versah, damit der kleine Patient geschützt untergebracht werden konnte. Währenddessen kontaktierte Katja Bieker, Mitarbeiterin der IGL, das örtliche Tierheim. Dort erhielt sie die Empfehlung, den Vogel in eine nahegelegene, vogelkundige Tierklinik zu bringen.
Kurzerhand machte sich Katja Bieker mit dem Karton samt Vogel auf den Weg in die Klinik. „Der Vogel wird dort medizinisch versorgt und aufgepäppelt“, berichtete sie später. „Wenn es ihm besser geht, wird er vom Tierheim abgeholt und wieder am Fundort ausgewildert – schließlich gehören die bunten Vögel mittlerweile zu unserer Stadt.“
Was für viele überraschend klingt, ist in Düsseldorf längst Teil des Stadtbilds: Halsbandsittiche – auch bekannt als Psittacula krameri – leben seit mehreren Jahrzehnten in freier Wildbahn in Nordrhein-Westfalen. Ursprünglich stammen die Papageien aus Afrika und Südasien, doch durch entflogene oder ausgesetzte Tiere haben sich in mehreren Städten Deutschlands stabile Populationen entwickelt. In Düsseldorf sind sie besonders häufig in Parks, etwa im Südpark und im Eller Schlosspark zu beobachten, aber auch mitten in Flingern und sogar an der Kö.
Die Tiere sind auffällig grün gefiedert, haben einen langen Schwanz und bei den Männchen ist ein charakteristischer schwarzer Halsring zu sehen – daher auch der Name. Trotz ihrer exotischen Herkunft haben sie sich erstaunlich gut an das Stadtklima angepasst und brüten inzwischen regelmäßig in Baumhöhlen oder Gebäudenischen.
Ihr Kreischen ist weithin hörbar und ihre neugierige, soziale Art macht sie bei vielen Menschen beliebt. Auch Freund:innen der heimischen Vögel können unbesorgt sein: die Halsbandsittiche gehören nicht zu den invasiven Arten, die einheimische Tiere verdrängen.
Für die Kinder und das Team des Nachbarschaftsgartens war es ein ganz besonderer Nachmittag – voller Mitgefühl, Teamarbeit und einem lehrreichen Abenteuer. Die spontane Rettungsaktion hat gezeigt: Tierschutz und Verantwortung braucht keine großen Gesten. Manchmal reicht ein beherztes Eingreifen, ein Schuhkarton und die Hoffnung, dass der kleine Sittich bald wieder über den Nachbarschaftsgarten kreisen wird.